Das Koxhausener Wappen
Der untenstehende Text wurde von Albert Borrelbach (im Januar 2010 mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet) erstellt und zur Veröffentlichung hier auf der Homepage zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank dafür
Ortsgemeinde 54673 Koxhausen
Unser Wappen
Zuvor Grundsätzliches für den Schreiber und den Leser:
Der Wappenschild wird vom Wappenträger in Brusthöhe „zur Verteidigung“ gehalten und der Träger bestimmt die Einteilung in re/li/ob/unt/vo/hi; der Betrachter von vorn muss seitenverkehrt sehen und bestimmen (re ist für ihn li).
Unser Wappen führt auf linker Flanke, die 2/7 der Gesamtbreite beansprucht,
das Rot-Silber-Rot der Grafschaft Vianden. Ans Schloss Neuerburg, in allem ergebenst mit dem mächtigen Vianden liiert, waren wir zu Zehntabgaben, zu Frondiensten, zu Fuhren verpflichtet. Die Leistungen hatten primär Neuerburg als Adressaten; auch Hof Daudistel galt als vorgelagerte Instanz. Die Meierei Koxhausen-Leimbach hatte gewisse Lagerkapazität (Zehntscheune) und zeichnete verantwortlich für die Listenführung- und auch für Sanktionen. Die Neuerburger hatten in allem Vorrang. Zwei Beispiele: Wenn im Bachgrund Hochwasser entstand und beim Zurückgehen Forellen und Krebse in Tümpeln verblieben, wurden sie eingesammelt und zum Schloss gebracht. Erst wenn man dort verzichtete, konnten die Koxhausener den Fang behalten. Einmal wurde von einem Bürger ein wilder Bienenschwarm eingefangen; dieser galt als herrenlos und musste zum Schloss in Neuerburg gebracht werden. Bei der Übergabe ging alles schief und die flinken Tierchen waren auf und davon – und sollen in Richtung Koxhausen gesichtet worden sein.
Auf der rechten Flanke (=2/7 der Breite) prangt das Silber-Schwarz-Silber von Preußen. Nach dem Wiener Kongress (1815) setzten Preußenkönige und stramme Verwaltungsfachleute unsere Dörfer, Höfe, Gewanne, Klöster, Pfarreien, Schulen, Zweckverbände, Gemeindelandanteile, Stiftungen „in die Fuhr“. Es kam zu neuem Zuschnitt in der Verwaltung. Was auffällt: In Koxhausen muss es bezüglich Pfarrei, Schule, Bürgermeisterei, Forst, Straßenbau immer starke Kräfte gegeben haben! Man war offensichtlich im „Ziehen von Fäden“ talentiert. Trotz positiver Rückschau muss gesagt werden, dass unsere Region als arm galt und den despektierlichen Zusatz „ Preußisch Sibirien“ führte. Es wurden sogar Notgroschen für das „Bergvolk“ gesammelt. Aber gerade dieser Mangel – noch verstärkt durch topografische und klimatische Ungunstfaktoren- befähigte zu besonderem Fleiß und zu einem gewissen Zutrauen in die eigenen Kräfte. Der schwarze Balken auf Silbergrund symbolisiert diese Ergiebigkeit.
Im Herzstück des Wappens, gemeint ist der 3/7 breite Pfahl, dominiert der Aeskulapstab mit Kreuzabschluss und Schlange. Schwarz-Rot-Gold sind tragende Farben, waren aber nicht unbedingt patriotisch gewollt, werden aber unter dem Leitgedanken „Gott, schütze unser Land!“ bejaht. Schlange und Kreuz, an jeder Apotheke und in Katalogen mit Medikamenten und gesundheitsfördernden Artikeln vorfindbar, erinnern an die Kirchenpatrone Cosmas und Damian, ein Brüderpaar aus Kleinasien (300 n. Chr.), das als Ärzte tätig war und beiden werden die Prädikate zuteil = mildtätig, wohltätig, hilfsbereit, gottesfürchtig, segensreich, vorbildlich, beispielhaft, fromm, voller Nächstenliebe. Beide starben wg. ihrer Bekennertreue den Martertod. Ende September ist besonderer Gedenktag, auch Kirmes genannt. Und die Schlange? Schlangengift- in richtiger Dosierung- hat heilende Kräfte. Der Arzt mischt es in Weisheit, professionellem Können und die Patienten erbitten die Fürsprache von Cosmas und Damian, die im Bistum Trier doch eher selten zur Ehre des Patronats kommen.
So hat unser Wappen eine komprimierte heimatgeschichtliche Bedeutung. Es ist eine fein gegliederte, farbenfrohe Visitenkarte.
Es ist ein Logo, eine Erkennungsmelodie, ein gemeindliches Hoheitszeichen.
Es wird im Siegel der Ortsbürgermeisterin geführt.
Die Ortsgemeinde ist alleiniger Besitzer.
An der Herstellung beteiligt: Amtsrat Diederich (Entwürfe), Ortsgemeinderat (Beschluss, Beschreibung, Ortsgeschichte, Blasonierung , Korrektur = schwarzer Balken/waagerecht), VG-Verwaltung,
Kreisverwaltung, Landeshauptarchiv Koblenz.
Albert Borrelbach , Chronist 03. Januar MMXI
Ludwig Ziwes